Nicht nur aus Fehlern lernen

Fehler sind häufig mit dem Schmerz der Niederlage verbunden. Die Angst vorm Versagen und vor weiteren Verlusten, wie einer Reduzierung des Ansehens oder von Wohlstand, ist ein nicht zu unterschätzender Druckmacher. Daher ist Fehlervermeidung ist in vielen Branchen weiterhin stark verbreitet und die daraus abgeleitete Fehlerfreiheit für viele Menschen ein Anspruch an sich, ihre Arbeit und ihre Umwelt. Die Fokussierung auf die Vermeidung von Fehlern, trübt jedoch den Blick für die Erfolgsfaktoren, die sich vielleicht ganz unbemerkt schon entwickelt haben.

Das Erreichen eines Ziels wird viel zu oft als selbstverständlich angesehen. Gerade bei großen Zielen wird im Vorfeld viel diskutiert, abgestimmt und vorbereitet. Dennoch kommt es regelmäßig vor, dass ein Ziel nicht erreicht und jede Abweichung als (Teil-)Misserfolg gewertet wird.

Dabei wird jedoch zu sehr auf die Fehler geachtet und zu wenig Augenmerk auf die positiven Aspekte gelegt – ganz nach dem Motto: „Nicht gemeckert ist genug Lob“.

Das Gesamtbild betrachten

„Aus Fehlern lernt man“, heißt es immer wieder. Aber ebenso sollte das Gesamtbild im Auge behalten werden, denn erst dann wird deutlich, dass sich bereits Erfolgsstrategien gebildet haben, die vielleicht weitere Feinjustierung benötigen. „Was haben Sie falsch gemacht“ ist eine gern gestellte Frage, die leider viel zu selten ohne die Frage „Was haben Sie (alles) richtig gemacht“ gestellt wird. Die Beantwortung dieser beiden Frage kostet zwar in den meisten Fällen mehr Zeit und auch einiges mehr an Konzentration und Kreativität, aber die Antwort fördert Stück für Stück Erkenntnisse zu Tage, aus denen sich später eine Erfolgsstrategie zusammenbauen lässt.

Erst bei der intensiveren Betrachtung des großen Ganzen wird klar, was für die Erreichung des anvisierten Ziels notwendig gewesen wäre. Diese Aufarbeitung kostet häufig einen Moment mehr Zeit, als schnell nach dem einen Fehler zu suchen und dann neu zu starten, doch was passiert, wenn der eine Fehler eben nicht der einzige Fehler war und vielleicht beim Neuanlauf zusätzlich zu wenig Fokus auf die Erfolgsfaktoren gelegt wird?

Retrospektive – Glad, Sad, Mad

Eine der wohl einfachsten aber dennoch häufig sehr hilfreichen Retrospektiven, ist aus einer Sicht die Glad-Sad-Mad Methode. Die Einfachheit spiegelt sich schon im Namen wieder:

  • Glad – Worüber bin ich froh, was sollte beibehalten oder vielleicht sogar verstärkt werden?
  • Sad – Was macht mich traurig und sollte genauer untersucht und dann verbessert werden?
  • Mad – Was geht mir (wahnsinnig) auf die Nerven und sollte abgestellt werden oder kann eine Möglichkeit zum besseren Umgang damit gefunden werden?

Im Teamkontext ordnen nach diesem Schema die Teilnehmer ihre Erfahrungen der letzten Wochen, wobei eine Emotionalität auf jeden Fall gewünscht ist. Diese Form der Retrospektive eignet sich nicht nur für Teams, sondern auch, um den eigenen Standpunkt und das weitere Vorgehen einmal zu reflektieren. Hierbei wird sehr schnell deutlich, was gut funktioniert hat bzw. einem gut tut und was eher den gegenteiligen Effekt hat – worauf man sich konzentrieren sollte und, was verändert werden muss.

Es kann vorkommen – und das ist erfahrungsgemäß besonders am Anfang beim Arbeiten mit diesen Methoden nicht selten – dass sehr viele Dinge verändert (stärker fokussiert oder reduziert) werden sollen. Es empfiehlt sich dann, etwa drei dieser Punkte in der nahen Zukunft besser im Blick zu behalten. Meistens kommt nach einigen Wochen eine Routine auf, welche die Beibehaltung der Veränderungen vereinfacht. Falls nicht, wird das Thema mit großer Wahrscheinlichkeit in der nächsten Retrospektive in einigen Wochen wieder auf der Agenda stehen.