Das Leben ist eine Achterbahn

Alle Achterbahn-Fans muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen. Es gibt hier weder einen neuen Ride zu bestaunen, noch einen irren Adrenalinkick. Halten Sie sich jedoch bitte diesen Moment einmal fest, eine Enttäuschung. Vielleicht sogar schon mit dem Hintergedanken: Das darf doch nicht wahr sein. Und damit wären Sie dann eigentlich schon mittendrin, denn der Spruch „das Leben ist eine (emotionale) Achterbahnfahrt“ kommt nicht von ungefähr. Wir werden gleich sehen, wie das Ganze modellhaft abläuft.

Natürlich war das nun hoffentlich nur ein kleiner Schock für Sie, denn Veränderungen dieser Größenordnungen sind Sie sicher aus dem Alltag gewohnt, denn jeder von uns durchläuft in der Regel täglich solche Phasen, wenn teilweise auch schon unbemerkt.

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Kernstück des heutigen Themas, der Veränderungskurve nach Prof. Dr. Richard K. Streich, die in Anlehnung an die Arbeit von Dr. Elisabeth Kübler-Ross.

Die Kurve teilt sich in sieben Abschnitte auf, von denen wir die ersten beiden gerade schon kennengelernt haben.

Schock
Uns erreicht eine Information, die nicht in unseren Erwartungen war. Egal, ob diese Information etwas Positives oder etwas Negatives für uns bedeutet, sie führt dazu, dass wir einen Schock fühlen.

Ablehnung („das gibt‘s doch nicht“)
Kurz darauf ist die Information zwar an sich angekommen, von uns aber noch lange nicht verarbeitet worden. Es erfolgt eine ablehnende Haltung, in der wir nicht bereit sind, die Veränderung anzunehmen.

Einsicht („ich habe es verstanden“)
Die rationale Einsicht folgt auf die Ablehnung. In dieser Phase ist die verstehen wir die Veränderung aus logischer Sicht, ohne sie jedoch zu akzeptieren.

Akzeptanz („… und was mache ich jetzt?“)
Die Akzeptanz stellt einen weiteren Wendepunkt dar. In der Fachliteratur findet sich hierfür auch häufig der Begriff „Tal der Tränen“. Ab diesem Punkt ist die Veränderung nicht nur verständlich, sondern wir können auch anfangen, damit umzugehen, selbst wenn es anfangs noch schwer fällt. Denn die emotionale Energie hat hier verhältnismäßig einen Tiefpunkt erreicht.

Ausprobieren
Wir probieren aus, wie es sich mit der veränderten Situation lebt, welche Dinge wir an unserem Denken und Handeln anpassen müssen und welche beibehalten werden können. In dieser Phase geht es oft ein wenig holprig zu, da zunächst Neues erlernt werden muss.

Erkenntnis
Es erfolgt schließlich die Erkenntnis, dass wir mit der veränderten Situation umgehen können. Es gibt i.d.R. positive und negative Aspekte. Dinge, die wir gern annehmen und welche, bei denen es uns schwer fällt.

Integration
Am Schluss integrieren wir das neue Verhalten in unseren Alltag und gewöhnen uns immer mehr an den neuen Zustand.

Die Veränderungskurve ist ein Modell, dass den Verlauf der wahrgenommenen eigenen Kompetenz im Laufe der Zeit einer Veränderung veranschaulichen soll. Die Ausschläge können dabei stärker oder schwächer ausfallen. Noch dazu kann es zu einem Abbruch der Kurve in nahezu jeder Phase der Kurve kommen.

Gerade in der Technologiewelt sind immer wieder Auffälligkeiten in Bezug auf diese Kurve zu beachten. Beispielsweise ist es Stand heute so, dass eine große Anzahl PCs noch auf einem veralteten Betriebssystem laufen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die emotionale Akzeptanz der Nutzer nicht vorhanden ist, obwohl sie sich bestimmt dessen bewusst sind, dass das neuere System – insbesondere in Hinblick auf die Sicherheit – deutliche Vorteile bietet.

In diesem Fall sind die Nutzer offensichtlich in der dritten Phase der Veränderungskurve „stecken geblieben“.

Kommen wir noch einmal zurück zur Achterbahn. Das Auf und Ab lässt sich anhand der Kurve gut erkennen. Den Schock vom Anfang, dass Ihre Erwartungen in Bezug auf das Bild haben Sie bestimmt überwunden und sind wahrscheinlich schon durch die ganze Kurve, ohne es wirklich zu merken. Achten Sie bei der nächsten Veränderung einfach mal darauf, ob Sie die Phasen wiedererkennen können, denn mit dieser Kenntnis können Sie in den Dark-Ride „Die Fahrt ins Ungewisse“ vielleicht etwas mehr Licht bringen.

Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg.

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